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Lifestyle

Grün, Grün, Grün ist alles was ich kaufe …

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Schmelzendes Eis, höhere Temperaturen, steigender Meeresspiegel – Folgen des Klimawandels. Die Menschheit ist gewarnt und macht sich seither in Politik und Wirtschaft so manche Gedanken um ihren CO2- und Methanausstoß. Doch wie schnell der Klimawandel voranschreitet, bestimmt nicht allein die Politik und die Industrie, sondern jeder Einzelne der rund 7,1 Milliarden Menschen, die diesen Planeten bevölkern, so heißt es. Was manch einer für eine raffinierte Lüge hält, um einen neuen Markt zu erschließen, machen andere zu ihrem Mantra: „Ich bin wichtig, mein persönliches Verhalten zählt“. Immer mehr Menschen fangen an, mit Leidenschaft „grün zu leben“ – ein neuer Lifestyle ist geboren, der nun auch für die breite Masse immer attraktiver wird. Kein Wunder, denn selbst Stars wie Julia Roberts, Sandra Bullock, Brad Pitt und viele andere bekennen sich offen zu ihrem grünen Daumen.

Eine Gruppe von Menschen, die den „neuen“ Lifestyle ganz besonders verkörpert, ist die der LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainability). Das erstmals im Jahr 2000 wahrgenommene Phänomen bezieht sich auf Menschen aus den unterschiedlichsten Bildungsniveaus, die einen nachhaltigen Lebensstil pflegen. Gesundheit, Umwelt und soziale Verantwortung spielen für sie eine herausragende Rolle, Bio und Fair Trade-Produkte sind ihr Markt. Jedoch steht nicht Verzicht oder Systemkritik im Vordergrund sondern der Genuss mit gutem Gewissen. Dass LOHAS gerade deswegen häufig in die Kritik geraten, Konsum unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit zu fördern, mag daher in gewisser Hinsicht gerechtfertigt sein. Dennoch unterscheiden sich die grünen Käufer in erster Linie dadurch von den übrigen Konsumenten, dass sie bewusster die Produktion der Ware nachvollziehen, wissen wollen „woher was kommt“ und eben nicht wahllos in die Regale greifen.

Die stetige Zunahme von Menschen, die sich selbst, vielleicht nicht bewusst als LOHAS, aber eben doch aufgeschlossen gegenüber nachhaltigen, fair produzierten Produkten bezeichnen, wächst. Es scheint als sei die Sensibilität gegenüber Tier- und Umweltschutz sowie die Achtung von Menschenrechten 300 Jahre nach der Aufklärung nie größer gewesen, als wir es jetzt erleben.

Dennoch verschließt die Mehrheit in Deutschland noch immer die Augen vor den Dingen, die keineswegs in dieses humane, selbstverliebte Bild passen. Massentierhaltung ist vielen ein Begriff, dessen Bedeutung jedoch gerne verdrängt wird. Der Aufschrei der Gesellschaft nach dem Wiesenhofskandal 2012 belegt, dass Millionen Menschen scheinbar noch immer glauben, das Fleisch, das sie konsumieren stamme von glücklichen Hühnern. Die traurige Realität sind in Ställe gepferchte Tiere, die ihr kurzes Leben im eigenen Kot und mit verwesten Kadavern verbringen, künstlich gemästet und mit Antibiotika vollgepumpt. Multiresistente Bakterien in jedem zweiten Supermarkthähnchen sind die Folge, wie eine Analyse des BUND 2012 zeigte. Weitreichender noch ist die Bedeutung der Massentierhaltung für Menschen in Paraguay, wo das Futter für die Tiere hergestellt wird. Der Sojaanbau verdirbt die Felder, die Pestizidbehandlung zur Schädlingsbekämpfung fördert schwere Missbildungen bei der Bevölkerung, deren Zuhause auf dem Land abgebrannt wird, weil man den Platz für die Felder braucht. Doch auch in Deutschland zeigt sich der Nachteil der Massenproduktion: Die Gülle auf den Feldern sorgt dafür, dass jeder Normwert von Nitrat im Grundwasser meilenweit überschritten wird – Krebs und Blausucht bei Säuglingen können die Folgen sein.

Wer mit diesen Fakten zum ersten Mal konfrontiert wird erschrickt für gewöhnlich zunächst. Trotzdem schaffen wir es schon am nächsten Tag wieder in den Supermarkt zu gehen und statt des Bio-Steaks das billigere Produkt aus Massenhaltung zu kaufen. Trotzdem kaufen wir lieber bei H&M, als im Öko-Onlineshop, obwohl wir wissen, dass die Näherinnen in Bangladesch unter menschenverachtenden Umständen arbeiten und einen Hungerlohn bekommen. Warum kaufen wir diese Produkte? Einfach nur weil es günstig ist? Hipp? Einfach zu haben? Ja, und weil wir Menschen Meister des Verdrängens sind. Was wir nicht sehen können, das erregt kein Mitleid bei uns. Das saftige rote Steak zeigt nicht die Leiden der Kuh, während des Schlachtvorgangs, es zeigt auch nicht die Leiden der Paraguayer und auch dem hübschen H&M-Shirt sieht man die Ausbeutung seiner Näherin nicht an.
Wir betrügen uns mit Sätzen wie: „Wenn nur ich auf so etwas achte, ändert das gar nichts“ oder „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ – Bilder aus Massentierhaltung wollen wir gar nicht erst sehen. Doch die Missstände gibt es, es gibt sie wegen uns Europäern und wegen unseres völlig überzogenen Konsums. Daran führt kein Weg vorbei und daraus erwächst immer eine Verantwortung.

„Ich bin wichtig“ Wer möchte das nicht sein? „Mein persönliches Verhalten zählt“ Wer möchte nicht selbstbestimmen und damit etwas bewegen?
Wenn wir uns schon so gerne selbst belügen, versuchen wir es doch einfach mal in die etwas andere Richtung – ein LOHAS-Selbstversuch gefällig?

10 einfache Tipps á la LOHAS zum sofort umsetzen

  1. allgemein: bewusster einkaufen! Fragen woher Produkte stammen und wer sie herstellt. Wer aufhört zu verdrängen, macht schon den größten Schritt. 
  2. keine Plastiktüten im Supermarkt nehmen, sondern diese durch Papiertüten oder selbstmitgebrachte Körbe/Tüten ersetzen
  3. statt Massenhaltungs-Produkten Bio-Ware bevorzugen
  4. Produkte aus der Region kaufen
  5. Fleischkonsum reduzieren (gleich zum Vegetarier werden ist nicht nötig!)
  6. Fair Trade und Bio-Produkte kaufen (das gute Gewissen kostet eben etwas mehr) Dazu vielleicht mal über die einzelnen Siegel informieren.
  7. auf die Verpackungen der Produkte achten. Was lässt sich recyceln, was nicht?
  8. H&M, C&A, Zara und andere Läden meiden, die auf Massenproduktion und Billiglöhne setzen. Stattdessen nach Alternativen suchen: Wer keine Second Hand Shops mag, findet im Netz coole Anbieter, deren Klamotten nachhaltig und fair produziert werden (z.B. http://www.neverhill.de) (Nicht LOHAS-Methode: Konsum etwas einschränken )
  9. öfter mal zum Rad als zum Auto greifen
  10. Öko-Seiten auf Facebook liken – wirkt sehr inspirierend.

Weitere Links und Videos zum Thema:









Neugierig, wie sich dein persönlicher Lebensstil auf die Umwelt auswirkt? Miss hier deinen eigenen ökologischen Fußabdruck:

http://www.footprint-deutschland.de/inhalt/start

Du willst wissen wie LOHAS wirklich leben? Was wirklich hinter dem grünen Lifestyle steckt? Dann klick mal auf die folgenden Links:

http://green-your-life-blog.de

http://www.lohas-guide.de

http://www.sebastianbackhaus.de/2009/04/20/liste-mit-eco-fashion-online-shops/

 




Photo by James Rickwood
Some rights reserved
Quelle: http://www.piqs.de 

Diskussionen

5 Gedanken zu “Grün, Grün, Grün ist alles was ich kaufe …

  1. Unglaublich bewegender Artikel, liebe Anna!
    Ich möchte Natalie zustimmen, aber auch etwas hinzufügen:
    Natürlich ist es schwer, einen Gedanken in so vielen Menschen zu verankern, ABER – es muss einen Anfang geben und wir sind in einem Alter, das uns die Möglichkeit gibt JETZT die Initiative zu ergreifen!
    Also, streut euer Denken weiter, schaut nicht weg und vergesst nie: Es sind die kleinen Dinge, aus denen die wirklich großen erst entstehen können!

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    Verfasst von loudbutpiano | 26. Mai 2013, 12:34
  2. Ein wunderbar wahrer Artikel. Er hat mich dazu gebracht, inne zu halten und nachzudenken. Aber die Frage bleibt tatsächlich: Was kann ICH denn schon machen? Wenn jeder sich ein bisschen bessern würde, versuchen würde, mehr auf das, was er kauft, zu achten, dann wäre die Welt bestimmt ein bisschen schöner und fairer. Leider gibt es Menschen, die das aber überhaupt nicht einsehen-ganz im Gegenteil! Was macht man also mit diesen Ignoranten?
    Ein Problem, an dessen Lösung ich sehr interessiert bin.
    Die Links zu dem Artikel sind übrigens super! An alle die den Artikel lesen: Unbedingt ausprobieren!
    Ich habe den Fußabdruck getestet und war geschockt- so geschockt, dass ich mir selbst Besserung gelobt habe!
    Also liebe Leser: lasst auch euren Worten Taten folgen!

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    Verfasst von Natalie B. | 13. Mai 2013, 15:15
  3. Aber was ist wenn man es sich einfach nicht leisten kann so zu leben? Soll man dann lieber auf vieles verzichten oder gar hungern? Viel weniger Kleidung tragen? Deutlich weiter zum einkaufen fahren -> CO2 oder eben deutlich mehr Zeit aufwenden -> Fahrrad. Sogar die meisten elektronik Artikel dürfte man rein theoretisch nicht kaufen und damit z.B. sich die alltägliche Arbeit deutlich erschweren. Vielen Menschen wird so was nicht leicht fallen oder gar unmöglich sein, da die knappen finanziellen Möglichkeiten sowieso schon einen großen teil der Bevölkerung belasten. Dennoch wenn man die Möglichkeit dazu besitzt solch eine Lebensweise einzuschlagen ist es beschämend wenn man dies nicht tut. Schöner Artikel!

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    Verfasst von Dominik L. | 13. Mai 2013, 07:53
    • LOHAS pflegen tatsächlich einen eher teuren Lebensstil. Für ein besseres Gewissen greifen sie gerne auch mal etwas tiefer in die Tasche, was mit Sicherheit nicht für jeden immer möglich ist, da gebe ich dir Recht. Ich hab das mal zwei Wochen ausprobiert und es funktioniert auch mit kleinem Budget, wenn man sich in mancher Hinsicht ein bisschen zurücknimmt, was bedeutet von allem etwas weniger zu kaufen – zugegeben am Anfang schmerzt es, aber man merkt dann irgendwie doch, dass es machbar ist. Ich selbst probiere einfach immer da, wo ich denke es tut mir nicht all zu weh, auf das ein oder andere zu verzichten – es muss ja nicht JEDEN ABEND Fleisch sein!? Ich selbst war vorher z.B. extrem fleischversessen – jetzt merke ich, dass es auch nur 2x die Woche geht. Meiner Meinung nach ist es schon ein Schritt, wenn einfach jeder so viel tut wie er eben kann. Leider machen sich nur viel zu wenig Leute überhaupt nur mal Gedanken, welche Konsequenzen ihr Handeln nach sich zieht und ob sie nicht doch was Minimales verändern können. Selbst wenn es nur einmal Fahrrad statt Auto ist – der Gedanke zählt, finde ich 😉

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      Verfasst von dieweltannalysieren | 13. Mai 2013, 16:47
  4. Der Vorfall einer in Bangladesch eingestürzten Textilfabrik mit mittlerweile 390 Todesopfern und 2500 Menschen, die lebend gerettet wurden zeigt, dass ein Umdenken dringend notwendig ist. Hauptsache die eigene Kleidung gefällt!? Wer diesen Artikel gelesen hat und trotzdem die Augen verschließt, der trägt dazu bei, dass sich ein solches Unglück auch in Zukunft wiederholen kann. Wenn man ein Kleidungsstück von H&M in den Händen hält, dass mit „Made in Bangladesch“ gekennzeichnet ist, bleibt dann doch ein bitterer Beigeschmack. Schlechtes Gewissen?

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    Verfasst von M.Müller | 1. Mai 2013, 13:18

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