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72 Stunden-Aktion: Kirche mal anders

„Uns schickt der Himmel“ – 72 Stunden anpacken, helfen und gemeinsam etwas erreichen – das war das Motto der diesjährigen 72 Stunden-Aktion des Bundes der deutschen katholischen Jugend. Über 4.000 Gruppen in allen Bistümern Deutschlands beteiligten sich dieses Mal an der bundesweiten Sozialaktion, die neben kirchlichen Organisationen von katholischer und evangelischer Seite auch von bekannten Medienpartnern wie hr3 und FFH supportet wurde. In ganzen drei Tagen verwandelten so 175.000 junge Teilnehmer Deutschland ein Stück weit zum Besseren, indem sie für Flutopfer schufteten, ein Asylbewerberheim restaurierten, kranke Kinder betreuten, Spielplätze aufpolierten, abgebrannte Häuser wieder aufbauten oder – einen Film drehten.

Einen Film zu drehen, das war die Aufgabe für dreizehn Jugendliche aus den Gemeinden Hattersheims, zu denen auch ich gehörte. Nachdem wir uns am sonnigen Donnerstag Nachmittag auf dem Kellereiplatz in Hofheim versammelt hatten und dort von Bürgermeisterin Antje Köster unseren Auftrag erhielten, konnten wir uns mit unserer Aufgabe zunächst nur schwer anfreunden. Irgendwie hatte jeder damit gerechnet, mit seiner Arbeit tatsächlich etwas bewegen zu können und die Welt eben „ein Stückchen besser zu machen“ – stattdessen sollten wir für die Kirche werben? Widerwilliges Grummeln unter den Teilnehmern. Dennoch gelang es unserer Betreuerin Juliane Schaad, uns für die Herausforderung zu motivieren, denn schließlich galt es zusätzlich zum Filmprojekt eine Veranstaltung für Jugendliche zu organisieren – eine Aufgabe die sowohl Kreativität als auch Zeitmanagement erforderte.

In Bezug auf die Veranstaltung entschieden wir uns für eine Beachparty auf dem Gelände des katholischen Gemeindezentrums, das wir schließlich mit viel Mühe, unendlichen Telefonaten, zahlreichen Autofahrten und Überzeugungsarbeit in ein sommerliches Strandparadies verwandelten. Sand, den wir dankenswerterweise gespendet bekamen, Palmen, die uns die Feuerwehr transportierte, Hängematten, Strandstühlen, Cocktailbar und ein super Live-DJ erlaubten so zahlreichen Besuchern ein unverwechselbares Kirchen-Karibikfeeling. Wir waren beeindruckt, wie viele Menschen sich tatsächlich für uns einsetzten und dazu beitrugen, diese Veranstaltung in diesem Rahmen über die Bühne zu bringen.

Zeitgleich zu den Partyvorbereitungen verschanzte sich derweil die Filmgruppe in unserer Zentrale und tüftelte an den zahlreichen Problemen, die ein Videoprojekt so mit sich bringt. Die Technik wollte auch nach 24 Stunden noch nicht so richtig funktionieren, als Kamera und Laptop in den Dauerstreik traten. 48 Stunden verblieben – leichte Panik machte sich breit. Immerhin standen die ersten inhaltlichen Ideen, nachdem über Nacht ein vierzehnseitiges Drehbuch angefertigt worden war und auch einige Interviews hatten wir bereits im Kasten. Von einem Problem hangelten wir uns mutig zum nächsten, fest entschlossen, die Herausforderung zu meistern – natürlich in stetigem Kontakt zur Hauptzentrale der BDKJ, die uns tatkräftig bei unseren Vorhaben unterstütze. Der Gedanke einen Kirchen-Werbespot zu drehen, warfen wir sehr schnell über Bord und entschieden uns, stattdessen das wahre Meinungsbild der jungen Menschen auf der Straße widerzuspiegeln – sofern dies in 72 Stunden eben möglich war.

In langen Diskussionen und Brainstormings entwickelten wir Ideen, Wünsche und Zukunftsvisionen für die Kirche und fanden dabei teilweise sogar zu ganz neuen Blickwinkeln in Bezug auf das Thema. Problematisch war hingegen die mediale Umsetzung der revolutionären Ideen, die sich daraus ergaben und so blieb das Endprodukt nur auf einen Bruchteil dessen beschränkt, was eigentlich aus dem kreativen Gedankenbrunnen gesprudelt war.

Nach sage und schreibe 58 Stunden machten wir uns in einer Nachtschicht bis morgens um 6:00 Uhr schließlich an den Feinschnitt und die Vertonung des ganzen Bildmaterials. Energie Drinks stapelten sich im Kabelchaos auf dem Arbeitstisch, müde Augen starrten auf die Bildschirme, während langsam aber sicher Sonnenlicht den Konferenzraum flutete. Und dann – waren wir endlich fertig.

Nach 72 Stunden überreichten wir unseren Film den evangelischen und katholischen Vertretern der Jugendverbände, die versprachen, dass unsere Arbeit nicht umsonst sein würde. „Kirche, die bewegt und antreibt“, so lautete der vorgegebene Titel unseres Films und es stimmt: Kirche hat uns zu Höchstleistungen angetrieben. Wir sind stolz auf das, was wir in diesen drei Tagen erreicht haben. Es werden wohl noch vier Jahre bis zur nächsten 72 Stunden-Aktion vergehen, trotzdem wünschen wir jedem eine solche Erfahrung zu machen – sie ist unbezahlbar!

Diskussionen

6 Gedanken zu “72 Stunden-Aktion: Kirche mal anders

  1. Oh wow! Ich finde eure Aktion super klasse!!! Wie gerne wäre ich dabei gewesen!
    Es ist wirklich interessant, gerade für mich, da meine Abiturpräsentation sich genau um dieses Thema drehte: Ist Kirche attraktiv für Jugendliche und wie kann sie es wieder werden. Und vieles was in diesem Video gesagt wurde, hatte ich auch in meiner Umfrage herausbekommen, und noch mehr 🙂
    Respekt an alle die an dieser Aktion teilgenommen haben und Respekt für dieses geniale Video! So muss die Jugend von heute eingestellt sein!

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    Verfasst von Natalie B. | 25. Juni 2013, 10:00
  2. Wenn man nur 1 mal im jahr in die kirche geht oder gar nicht sollte man darüber erstmal nicht urteilen. Das Video zeigt ganz genau das Kirche auch Spaß machen kann! Also erst mal Maul halten und sich damit beschäftigen bevor man Kirche schlecht macht!!

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    Verfasst von J L S | 17. Juni 2013, 18:17
    • Hallo zusammen… Zu erst einmal sollten wir nicht ausfallend werden (Maul halten…), und man sollte auch den Mumm haben, wenn man Kritik übt den Namen anzugeben. So viel vorne weg!
      Was ich von „anonym“ gerne wissen möchte: Was hast Du denn alles versucht nach der Firmung? Vielleicht können wir uns hier Tipps holen, wie man es nicht macht! Was meinst Du mit: Menschen, die nicht mehr ganz rund sind? Wenn man sich so unpräzise ausdrückt und nicht klar formulieren kann, was man denkt von einer jugendlichen Kirche, dann kann sich auch nichts verbessern.

      Wir alle laden Dich sehr gerne ein, dass Du Dich mal „auskotzen“ kannst, was Dir so stinkt. Aber mit so „Schwarzsehern“ wie Dir, kommen wir auf allen Fall nicht weiter.

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      Verfasst von Sven Metzler | 18. Juni 2013, 14:31
  3. Das Video zeigt genau: Kirche ist überholt und „uncool“.
    Mehr muss dazu nicht gesagt werden.

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    Verfasst von Anonymous | 17. Juni 2013, 17:45
    • Und mal wieder jemand, der sich allen Anschein nach keine Gedanken über Kirche und die Gemeinschaft dort macht. Schade eigentlich, dass du es nicht einfach mal ausprobierst, denn ‚uncool‘ ist hier etwas unangemessen. Doch ohne Ausprobieren gibt es natürlich einen vorschnellen Schluss: Kirche ist altmodisch. Aber genau dazu will das Video doch anregen: Dass mehr jugendliche versuchen müssen, die Kirche ein Stück weit zu revolutionieren und unseren Bedürfnissen anzupassen. Probier es doch einfach mal aus.
      Mehr muss dazu nicht gesagt werden. 😉

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      Verfasst von Anonymous | 17. Juni 2013, 18:25
      • Danke sehr, bis nach der Firmung hab ich alles versucht, hat mir noch mehr kritische Gedanken gemacht und Menschen in meine Nähe gebracht, die zum Teil nicht mehr ganz rund sind.

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        Verfasst von Anonymous | 17. Juni 2013, 19:11

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