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Gastbeitrag, Lifestyle

Ist Kirche wirklich out?

Dass Kirche in weiten Kreisen der Bevölkerung als veraltet, unattraktiv und nicht mehr zeitgemäß gilt, ist keine neue Erkenntnis, sondern wird schon lange durch schwindende Mitgliederzahlen und mangelnde Akzeptanz verifiziert. Aber welchen Blick haben eigentlich konkret Jugendliche auf dieses Thema? Ist Kirche in ihren Augen auch uncool und out oder gibt es Hoffnung, dass Kirche in ihrem Leben auch in Zukunft noch eine Rolle spielen wird? Fragen, mit denen sich diesmal Gastautorin Natalie beschäftigt. Für Weltannalysieren stellt sie ihre eigene Umfrage vor und fördert dabei äußerst interessante Fakten zutage. 

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Im Anschluss an den Artikel über die 72-Stunden Aktion wollte auch ich mal ein Wort zu dem Thema Jugend und Kirche sagen.

Meine Abiturpräsentation in katholischer Religion beschäftigte sich mit der Suche nach Spiritualität und der Frage, inwiefern das Gebet noch ein attraktiver Zugang zur Kirche für Jugendliche von heute sein kann. Um dieses riesen Thema anzugehen, startete ich an der Main-Taunus-Schule in Hofheim eine Umfrage in den Stufen 12 und 13.  Die 16- bis 19-jährigen Schüler und Schülerinnen der katholischen Religionskurse sollten mir einige Fragen zu ihrem Glauben und ihrer Einstellung zur Kirche beantworten. Durch das Auswerten der 155 Fragebögen ergab sich mir ein interessantes Bild von unserer Generation. Dabei sind mir so einige Dinge unter die Augen gekommen, bei denen ich stutzen musste. Davon aber gleich mehr.

Junge Katholiken haben es in Deutschland schwer

War es vor ca. 30 Jahren noch unfein gewesen KEINER Konfession anzugehören, scheint es heute genau umgekehrt. Es ist in den Augen vieler Jugendlicher uncool, wenn man einer Religion angehört. Beziehungsweise ist es uncool, wenn man sich offen zu seinem Glauben bekennt. Viele Jugendliche werden wegen ihres Glaubens sogar gemobbt, und ich spreche hier nicht von Angehörigen des Islam, sondern von Katholiken, oder auch Protestanten. Eine ziemliche Frechheit, wenn man bedenkt, dass in Deutschland erstens die Religionsfreiheit herrscht, und zweitens das Christentum die prägende Religion unserer Kultur ist.

Wieso haben es junge Katholiken also so schwer in Deutschland und warum gibt es immer weniger Jugendliche, die sich für die Kirche interessieren? Insgesamt gaben 63% der Jugendlichen aus meiner Umfrage an, dass der Glaube wenig bis gar keine Rolle in ihrem Alltag spielt.  Aber woran liegt das?

Kirche ist in den Augen vieler Jugendliche nicht mehr zeitgemäß

Der erste Grund, den mir die Jugendlichen nannten, war die Einstellung der Kirche. Begriffe wie „realitätsfern“, „unmodern“ oder „nicht zeitgemäß“ sind dabei noch nette Beschreibungen für die katholische Kirche. Viele junge Menschen können nicht nachvollziehen, weshalb zum Beispiel das Zölibat nicht abgeschafft wird, Homoehen nicht erlaubt oder Abtreibungen verboten werden.

Im Zeitalter der Wissenschaft hat die Kirche es mit ihren scheinbar veralteten Traditionen besonders schwer, sich Gehör zu verschaffen. Vor allem, wenn die Wissenschaft vieles aus der Bibel zu widerlegen versucht (statt Erschaffung der Welt in sieben Tagen der Urknall, Evolution statt Erschaffung des Menschen durch Gott). Junge Menschen stehen damit zwischen zwei Fronten. Zwei verschiedene Lager scheinen um sie zu kämpfen und sie überzeugen zu wollen, denken viele Jugendliche. Aber das ist natürlich Unsinn. Es gibt kein Schwarz oder Weiß, kein richtig oder falsch. Das einfachste Beispiel ist für mich die Existenz Gottes: Die Kirche kann nicht beweisen, dass es ihn gibt, die Wissenschaft kann nicht beweisen, dass es ihn nicht gibt. Es entsteht eine Pattsituation, weder die eine noch die andere Seite kann Recht behalten. Ob man also an Gott glaubt oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Und es ist ja auch nicht so, dass Kirche und Wissenschaft krampfhaft versuchen, sich gegenseitig auszustechen. Die Wissenschaft muss nun mal forschen und Fragen stellen, und die Kirche nun mal ihrer Tradition folgen. Einem von beiden den Schwarzen Peter zuzuschieben, bringt nichts. Das sahen auch viele Jugendliche in meiner Umfrage so.

Medienhetze und Missbrauchsfälle wirken sich negativ auf das Interesse an der Kirche aus

Ein weiterer Grund für das mangelnde Interesse Jugendlicher an Kirche ist die Kritik, die in den letzen Jahren verstärkt aufgetreten ist. Besonders die Missbrauchsfälle haben die Gesellschaft aufgewühlt, denn die Zeitungen und andere Medien waren voll von Artikeln darüber. Natürlich ist das, was da passiert ist, schrecklich und auch für die gläubigen Katholiken unverständlich, aber hier taucht das erste Problem auf: die Medien. Die Art wie die Fälle im Fernsehen, Internet oder in den Zeitungen dargestellt wurden, glich der Anpreisung des Weltuntergangs. Kein Wunder, dass Jugendliche sich von den teilweise hetzerischen Texten so beeinflussen lassen. Dies passiert aber meist nur bei den Jugendlichen, die nicht wissen, dass Glaube und Kirche nichts miteinander zu tun haben (mir ist bewusst, nicht bei allen, aber bei vielen in meiner Umfrage kam dieser Bezug deutlich heraus).

Also wie jetzt? Glaube und Kirche haben nichts miteinander zu tun? Was ein Blödsinn denkt ihr jetzt. Aber ja: die Institution Kirche hat nichts mit dem persönlichen Glauben zu tun. Ich selbst bin sehr gläubig (und stehe auch offen dazu), heiße aber noch lange nicht alles gut, was die katholische Kirche als Institution macht. Diese Einstellung ist mir auch oft in meinen Umfragen begegnet, und häufig bei Personen, die sich aktiv mit dem Glauben auseinandersetzen und viel über ihn wissen.

Kein Platz für Kirche im Alltag

Viele Jugendliche haben sich darüber hinaus beklagt, dass sie zu wenig mit dem Thema Kirche im Alltag konfrontiert werden und teilweise auch keine Zeit  für ihren Glauben haben, da sie Ablenkungen durch den Alltag erfahren (wie durch Schule oder andere Aktivitäten außerhalb). Aufgrund dessen wissen viele Jugendliche auch gar nicht, was die Kirche eigentlich alles für Jugendliche organisiert.

Ein Beispiel: Neben den Messdienergruppen in jeder Ortschaft, die regelmäßig Jugendtreffs veranstalten, werden Wallfahrten organisiert (2010 fuhren die Hofheimer Ministranten zum Beispiel nach Rom), dazu kommen diverse Freizeitlager, es gibt Möglichkeiten sich gesanglich einzubringen (Jugendchöre) und auch die Pfadfinder werden von der katholischen Kirche unterstützt. Nur scheinen solche Freizeitangebote bei Jugendlichen von heute nicht mehr in Mode zu sein. Mal ganz ehrlich: „Wenn man doch lieber zuhause bleiben kann und vorm PC mit seinen Freunden chatten oder zocken kann, dann fährt man doch nicht auf so eine komische Freizeit“. Diese Einstellung zeigten viele der Jugendlichen, die das ganze Thema sowieso nicht ernst nehmen und sich darüber keine Gedanken machen möchten, was sich auch an der Art der Beantwortung meines Fragebogens zeigte.

Wo ich den Jugendlichen aus meiner Umfrage zustimme, ist die Sache mit der Werbung: Kirche könnte sich wirklich etwas mehr Mühe geben und die Aktionen, die sie unterstützt, besser bekannt machen. Wie zum Beispiel eben über die 72-Stunden-Aktion. Natürlich könnte man auch argumentieren, dass jemand, der etwas wirklich wissen will, sich selbst informieren kann. Das ist auch richtig, aber man stelle sich vor, jemand hat keine Erfahrung mit dem Glauben, sein Umfeld (Familie, Freunde) unterstützt ihn/sie auch nicht dabei und man muss sich jetzt alles alleine  zusammensuchen. Da wäre ein bisschen mehr Werbung schon hilfreich. Oder aber natürlich ein Ansprechpartner in der Schule oder in der Pfarrgemeinde. Denn genau das fehlt den Jugendlichen, die Zugang zum Glauben suchen: Menschen, mit denen sie sich aktiv austauschen, Ängste und Sorgen in Bezug auf den Glauben teilen können und mit dem Glauben an sich vertraut gemacht werden.

Kirche bleibt trotzdem weiterhin ein Zukunftsprojekt

So gesehen kann man schon verstehen, weshalb die junge Generation immer weniger die Reihen im Gottesdienst füllt, aber die Hoffnung auf eine Veränderung ist noch nicht verloren. Denn insgesamt 62% der Befragten Jugendlichen glauben, dass die katholische Kirche eine Zukunft in unserer modernen Welt hat (im Vergleich: für fast genauso viele spielt der Glaube eigentlich keine wichtige Rolle im Alltag!). Eine Zahl, die mich persönlich begeistert hat, und nicht nur weil die Hauptargumente lauteten: „Kirche gab‘s schon immer und wird auch immer geben“ und „sie gibt den Menschen Halt und Kraft“, sondern weil auch viele dabei waren, die daran glauben, dass Kirche sich ändern kann.

Das heißt, wenn die Kirche weiter am Ball bleibt und Jugendliche begeistert (wie durch die 72-Stunden-Aktion), dann traut sich die Jugend auch einen Schritt auf die Kirche zuzugehen. Und Schritt für Schritt kommen sich beide Seiten näher und können so zusammen Änderungen erreichen, mit denen beide Parteien einverstanden sind.

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Gastautorin: Natalie

Diskussionen

11 Gedanken zu “Ist Kirche wirklich out?

  1. Zum Artikel:
    Medienhetze? Ich denke, dass ohne die ausführliche Berichterstattung der Medien und die dadurch entstandene Öffentlichkeit, viele dieser Fälle nicht aufgedeckt, aufgeklärt oder verfolgt worden wären. Das Verhalten der Kirche im Umgang mit den Fällen steht zu Recht in der Kritik. Dass jeder Artikel darüber der Kirche nicht gefällt ist logisch, aber aus Respekt vor den Opfern völlig zu vernachlässigen.

    Zum Zitat „Wer den Glauben nicht mehr vollzieht, wer nicht mehr betet und wer nicht mehr zum Gottesdienst in die Kirche geht, der verliert auch den Glauben.“:
    Niemand braucht zwingend „das Gebet“ oder einen Gottesdienst, um an etwas zu glauben. Nach dem Zitat wird die Art und Weise WIE man an etwas glaubt, meiner Meinung nach völlig zu unrecht, festgeschrieben.

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    Verfasst von Jony | 31. August 2013, 18:50
  2. Hallo Natalie,

    ich finde deinen Beitrag sehr gelungen und spannend und stimme dir in vielem zu. Allerdings bin ich am Meisten über folgende Aussage gestolpert:

    „Glaube und Kirche haben nichts miteinander zu tun? Was ein Blödsinn denkt ihr jetzt. Aber ja: die Institution Kirche hat nichts mit dem persönlichen Glauben zu tun. Ich selbst bin sehr gläubig (und stehe auch offen dazu), heiße aber noch lange nicht alles gut, was die katholische Kirche als Institution macht.“

    Ich stimme dir gerne zu, dass man nur weil man katholisch und gläubig ist, nicht automatisch alles gut findet, was die Kirche als Lehramtsaussagen im Katechismus festhält und habe persönlich auch gerade im Moraltheologischen Bereich viele Probleme. Allerdings ist der Rückschluss meines Erachtens falsch, dass ein persönlicher Glaube nichts mit der Institution Kirche zu tun hat. Ich möchte kurz folgendes Zitat anführen:

    „Nicht der fehlende Glaube also lässt die Glaubenspraxis schwinden, sondern umgekehrt: Wer den Glauben nicht mehr vollzieht, wer nicht mehr betet und wer nicht mehr zum Gottesdienst in die Kirche geht, der verliert auch den Glauben.“ (Genn, Felix, Kirche als spirituelle Heimat [?], in: Göllner Reinhard, Knapp, Markus, Kirche der Zukunft – Zukunft der Kirche, Berlin 2006, 139)

    Die Trennung von der Kirche als Institution und dem persönlichen Glauben bedeutet auch immer deutlich weniger Rechtfertigung. Man sagt zwar, dass man der katholischen Kirche angehört, aber der persönliche Glaube sei ein ganz anderer. Das ist durchaus in meinen Augen auch der deutlich einfachere Weg, ohne damit direkt kränken zu wollen. Viel schwieriger ist es, sich den Diskussionen zu stellen und zu sagen: Ja ich bin katholisch und ich glaube und ich stehe hinter der Institution Kirche, weil sie wahnsinnig viel Gutes tut in der Welt. Ich weiß um die Problematiken, um die Diskriminierung Homosexueller und Frauen, um nur ein Beispiel zu nennen, aber ich setze mich damit auseinander und habe für mich einen Weg gefunden, diese Problematik zu lösen. Auf welche Bibelstellen beruft sich die Kirche bei der Thematik der Homosexualität? Kann man diese auch anders verstehen?Hängt es nicht auch viel damit zusammen, dass die Bibel und die Kirche von der damaligen Gesellschaft stark geprägt wurden?

    Natürlich ist dieser Weg deutlich komplexer. Ich studiere katholische Theologie und investiere dadurch auch viel mehr Zeit in solche Fragen. Aber es ist auch für die Gläubigen, die sich damit auseinandersetzen wollen möglich, dies zu tun. Viele Gemeinden haben Angebote dazu, besonders in den großen Städten und es gibt auch immer die Möglichkeit mit Hauptamtlichen über diese Frage zu diskutieren. Aber dafür ist das Wollen relevant. Und das ist es, was vielen Menschen heute in dem Bereich fehlt.

    @Simon: Ich bin einer Meinung mit Natalie, was die Medien betrifft. Natürlich ist es eine Aufgabe der Medien, auf Missstände hinzuweisen und das ist auch wirklich wichtig und genau das, was sie auch tun. Aber es ist die Art und Weise, wie die Medien fortlaufend mit größter Vorliebe nur die negativen Aspekte betrachten, selten aber positives Erwähnen. Das hat sich etwas mit dem neuen Papst verändert, wird aber meiner Meinung nach voraussichtlich nicht so bleiben.

    Das Thema der Inquisition weiter auszuführen, würde doch etwas den Rahmen sprengen. Ich empfehle hierzu allerdings das Buch: „Hexen und Magie“ von Johannes Dillinger. Er räumt mit einigen Vorurteilen auf, die sich immer noch erstaunlich zäh zu diesem Thema halten.

    Liebe Grüße,
    Janina

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    Verfasst von Janina | 7. August 2013, 22:23
    • Hey Janina, sehr qualifizierter Beitrag 🙂 Gegen die Argumentation einer waschechten Theologie-Studentin kommt man selbstverständlich nur schwer an. Finde aber vieles von dem, was du geschrieben hast, sehr richtig. Hat mich zum Nachdenken angeregt. Folgendes Zitat ist mir besonders aufgefallen: „Wer den Glauben nicht mehr vollzieht, wer nicht mehr betet und wer nicht mehr zum Gottesdienst in die Kirche geht, der verliert auch den Glauben.” Da ist, glaube ich, sehr viel dran.

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      Verfasst von dieweltannalysieren | 17. August 2013, 14:41
    • Ich denke, wir haben alle Recht – es gibt bei den Medien zwischen FAZ und Bild (um mal im Print zu bleiben) sicherlich genug Nuancen, die von der neutral und sorgfältig recherchierten Zeitung bis zum Hetzblatt reichen. Man kann nicht alle Medien in einen Sack stecken.

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      Verfasst von simonvetter | 17. August 2013, 14:56
  3. das ist eine gute Idee Simon! Ich glaub ich fang gleich mal an zu schreiben, könnte aber etwas dauern bis der erscheint. 😛 Wäre aber auch interessant zu hören was du so denkst 😉 Ein Leserbeitrag aus der Sicht eines nichtgläubigen Menschen und dazu einen aus der Sicht eines gläubigen. Das wäre megaspannend, einfach um zu sehen, wo Unterschiede und Überschneidungen liegen.
    Über den Verlauf: es wäre wirklich interessant einmal im Jahr die Schüler zu befragen und Veränderungen zu beobachten, und diese Idee gefällt mir grade sogar besonders gut. Es kostet ja nicht viel Zeit, und ich könnte meine bereits erstellte Umfrage benutzen oder nur geringfügig abändern.

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    Verfasst von Natalie B. | 25. Juli 2013, 09:56
    • Ich würde mich gerne darauf einlassen, aber ich glaube, wenn ich einfach so was schreibe, wird das aus genannten Gründen total unkonkret und unsortiert. Ich könnte mir aber vorstellen, einen Antwortartikel zu deinem zu schreiben, wenn mir da genug zu einfällt. Mal schaun.
      Und wenn du diese Umfragen über einige Jahre durchhalten würdest, wäre das bestimmt interessant, ja. Nur zu!

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      Verfasst von simonvetter | 25. Juli 2013, 10:17
  4. Lieber Simon,
    vielen Dank für deine Rückmeldung. Und natürlich auch für deine Kritik. Ich gebe hier zu Anfang aber gleich zu bedenken, dass ich sehr gerne vieeeel mehr zu dem Thema geschrieben hätte (meine Recherche umfasst weit mehr, als was ich hier präsentiere). Deshalb fehlen natürlich einige Aspekte und der Tiefgang ins Thema. Und natürlich ist das alles auch sehr subjektiv bewertet.
    Ich werde mich bemühen dir, und den anderen Lesern, die vlt auf ähnliche Fragen gestoßen sind, alles zu beantworten.
    Den letzten Punkt hast du genau richtig erkannt, 62% glauben an eine Zukunft der Kirche, obwohl 63% vorher gesagt haben, dass Glaube für sie im Alltag keine Rolle spielt. Diese Tatsache habe ich auch in meiner Präsentation hervorgehoben, da sie mir ebenfalls ins Auge gefallen ist. Es gab einige Jugendliche die angaben, dass sie an die Wissenschaft glauben, aber mir trotzdem ankreuzten, dass die Kirche eine Zukunft in unserer Welt hätte. Die Begründungen waren die, die ich im Artikel genannt hatte. Ich weiß nicht wie andere Leuten diesen Umstand nennen würden, aber ich finde es bewundernswert, dass Jugendliche die nicht an Gott glauben das Thema differenziert betrachten und der Kirche noch etwas positives abgewinnen können (eine Art Hoffnungsstrahl also :))
    Zu deiner anderen Frage: 52% der Befragten sind gläubig (also glauben an den christlichen Gott), wobei ca. 20% davon nichts mit der katholischen Kirche zu tun haben (und oft angaben, ihren Glauben privat zu praktizieren).
    Ich finde es immer interessant, andere Meinungen zum dem Thema Kirche/Glaube/Traditionen zu hören, aber in dem Punkt scheinen wir tatsächlich einer Meinung zu sein 😉
    Und natürlich ist mein Ausdruck etwas gewagt (wer nicht wagt, der nicht gewinnt). Um ehrlich zu sein, sind mir Medien in vielen Punkten zu krass eingestellt, und besonders bei der Kirche fand ich es halt wirklich übertrieben. Aber jeder Mensch sieht das anders, und das respektiere und schätze ich auch.
    Was mir nur wichtig ist zu betonen, ist die Tatsache, dass ich die Missbrauchsfälle nie herunterspielen wollte! Was da passiert ist, ist für mich schrecklich und einfach unverzeihlich, aber die Art wie viele Menschen damit umgegangen sind, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Anstatt in der Kirche zu bleiben und sich für Änderung/ Besserung oder ähnliches einzusetzen, traten viele aus und überließen die Dinge ihren Lauf (einige, nicht alle Menschen haben natürlich so gehandelt).
    Über weitere Anmerkungen und Fragen würde ich mich freuen 🙂
    Und schon mal Danke fürs Lesen 😀

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    Verfasst von Natalie B. | 24. Juli 2013, 14:10
    • Vielen Dank dir für die Antwort. Dass du dich beim Schreiben sehr einschränken musstest, war mir klar, aber du hattest ja eine klare Fragestellung.
      Schön, dass du konkret auf meine Frage zur Umfrage eingegangen bist. Jetzt würde ich mir (bezogen auf die 20% ‚Glaube ohne Kirche‘) nur noch wünschen, den Verlauf dieser Quote über die Jahre zu sehen, aber das gibt deine Umfrage natürlich nicht her. Ich bin sicher, man würde an bestimmten Stellen Veränderungen beobachten – wie z.B. bei den Missbrauchsfällen. Und insgesamt tendenziell vermutlich eine leichte Steigerung.
      Ich wollte nicht unterstellen, dass du wirklich diese Skandale herunterspielen wolltest, es machte nur leicht so den Anschein.
      Und eines noch: Ich bin mir auch als nichtgläubiger Mensch natürlich über die ‚guten Taten‘ der christlichen Kirche im Klaren – das ist auch ein Punkt, wo sich die Kirche tatsächlich sehr zum Guten entwickelt hat – vor dem 20. Jhd. hat sie sich ja weniger durch Wohltaten einen Namen gemacht (Stichwort Inquisition), das ist zumindest mein Bild von der Sache – heute dagegen gibt es ja Diözese, zahlreiche Caritas-Programme und mehr.
      Du bittest um weitere Fragen… mich hätte interessiert, wie du (und andere, vor allem auch Anna) das Christentum als Glaube und kirchliche Institution in unserer Gesellschaft und Kultur verankert sehen (weil das ein Punkt ist, bei dem ich mir selbst so uneinig bin, dass ich da mehr Fragen als Antworten liefern könnte) – aber zumindest bei dir kann ich mir die Antwort zumindest in groben Zügen schon vorstellen 😉 Aber wäre das nicht ein Thema für eine Fortsetzung dieses Artikels?

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      Verfasst von simonvetter | 24. Juli 2013, 15:23
  5. Liebe Natalie,
    erst einmal finde ich, dass du mit dem Artikel einen guten Überblick über das ganze Themen- und Problemgebiet beweist und schön zeigst, was die Ursachen für die sinkende Popularität der Kirche bei Jugendlichen sind und was man dagegen tun könnte.
    Aber natürlich bin ich auch über das ein oder andere gestolpert. Fangen wir mit folgendem an:
    Du sagst, dass Glaube und Kirche im Grunde nichts miteinander zu tun haben. In meinen Augen völlig richtig, aber ich finde, du hättest diese Unterscheidung gleich zu Beginn einführen und danach dann stärker zwischen den beiden Aspekten unterscheiden sollen. So sieht es nämlich zum Beispiel so aus, als wolltest du die 63%, die mit dem Glauben nichts am Hut haben, mit den „scheinbar“ veralteten Traditionen der Kirche erklären. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das wirklich so gemeint war, aber falls ja: Jugendlichen, die nicht gläubig sind, ist das Verhalten der Kirche zwar nicht zwingend egal, aber Einfluss auf ihren Glauben hat es trotzdem nicht. Glaube ohne Kirche – ja, Kirche ohne Glauben – wohl kaum.
    Und um gleich bei den alten Traditionen (ob nun veraltet oder nicht) zu bleiben: Gegen Traditionen hat niemand was. Allerdings haben sich im Laufe des letzten Jahrhunderts gewisse Werte entwickelt, die sich auch die Kirche zu eigen machen und in ihre „Traditionen“ (die dadurch meiner Meinung nach auch ihre Integrität keinesfalls einbüßen würden) einarbeiten sollte, allen voran die Gleichberechtigung (Zölibat und Frauen als Pfarrer, Homoehe) und auch Selbstbestimmung (Abtreibung). Aber ich habe den Eindruck, dass du das genauso siehst.
    Im Abschnitt über die Missbrauchsfälle, die in den vergangenen Jahren ans Licht kamen, ist mir allerdings etwas übel aufgestoßen, dass du von „Medenhetze“ sprichst. Den damaligen öffentlichen Aufschrei so zu bezeichnen und das Geschehene damit in gewisser Weise herunterzuspielen, halte ich für etwas gewagt.
    Und auch hier, bei der Medienproblematik, die du danach schilderst, hätte ich mir gewünscht, dass du stärker zwischen Kirche und Glauben unterscheidest. Diese Vorfälle dürften ja bei den meisten höchstens das Vertrauen in die Kirche untergraben haben, nicht aber (oder nur in vereinzelten Fällen) den Glauben selbst.
    Könntest du in diesem Zuge vielleicht auch noch nachträglich eine Ziffer veröffentlichen, die zeigt, wie viele Jugendliche zwar gläubig sind, aber nicht viel mit der christlichen Kirche zu tun haben? Das fände ich interessant. Und gleich noch etwas zu deiner Umfrage: Du gibst an, für 63% der Jugendlichen spiele der Glaube „wenig bis gar keine Rolle in ihrem Alltag“; weiter unten schreibst du, 62% der Befragten Jugendlichen glaubten, dass die katholische Kirche eine Zukunft in unserer modernen Welt hat. Das hieße, mindestens ein Viertel der Befragten glauben an die Zukunft der Kirche, nicht aber an Gott – ist das richtig?
    Also, auf die Änderung der Kirche zum Guten!
    Ich freue mich über eine Antwort!
    Simon

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    Verfasst von simonvetter | 20. Juli 2013, 17:47
    • Möchtest du nicht auch noch mal einen Leserbeitrag zu dem Thema verfassen, Simon? 😀

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      Verfasst von dieweltannalysieren | 21. Juli 2013, 11:47
      • Zu welchem Thema genau, wäre da die Frage – weil dieses ganze Themengebiet so groß ist und so viele einzelne Dinge umfasst, dass ich mich in jedem Fall auf etwas konzentrieren müsste (was Natalie ja auch getan hat).

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        Verfasst von simonvetter | 21. Juli 2013, 12:31

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